Kapitaleinkommen26. September 2021
Ziel: Das Kapitaleinkommen soll ab einer gewissen Höhe stärker besteuert werden.
Ausgangslage
In der Schweiz bezahlen alle Personen Steuern auf ihr Einkommen. Einkommen werden unterteilt in Löhne und Kapitaleinkommen. Der Bund zählt zu den Kapitaleinkommen z. B. Zinsen auf Erspartes, Gewinne aus der Vermietung, Gewinne aus Aktien und Gewinne aus dem Verkauf von Grundstücken.
Personen mit höheren Einkommen zahlen mehr Steuern als Personen mit tieferen Einkommen. Mit den Steuern werden unter anderem Sozialleistungen finanziert, z. B. die Altersvorsorge.
Es wurde eine Volksinitiative eingereicht, damit das Kapitaleinkommen ab einer gewissen Höhe – die vom Parlament zu bestimmen ist – stärker besteuert wird. Deshalb stimmen wir nun darüber ab.
Was würde sich ändern?
Wird die Initiative angenommen, wird das Kapitaleinkommen schweizweit ab einer gewissen Höhe 1,5-fach besteuert. Kapitaleinkommen über dieser Höhe wird zur Festlegung der Steuern eineinhalb Mal gerechnet. Das Parlament legt in einem Gesetz fest, ab welcher Höhe das Kapitaleinkommen stärker besteuert wird.
Ein Beispiel
Legt das Parlament diese Höhe zum Beispiel auf 100 000 Franken fest, wird das
Kapitaleinkommen über 100 000 Franken 1,5-fach besteuert. Hat eine Person ein
Kapitaleinkommen von 150 000 Franken, werden 100 000 Franken einfach gezählt. 50 000 Franken werden 1,5-fach gezählt, das heisst wie 75 000 Franken. Es wird also ein Kapitaleinkommen von zusammen 175 000 Franken besteuert.
Resultieren aus dieser Besteuerung Mehreinnahmen, entscheidet das Parlament, wie diese verwendet werden. Entweder sinken die Steuern von Personen mit tieferen und mittleren Einkommen oder die Mehreinnahmen werden für Sozialleistungen genutzt.
Argumente der Befürworter/-innen
- Aktiengewinne bringen dem reichsten Prozent der Bevölkerung immer mehr Geld. Dieses Geld fehlt für die Löhne aller anderen.
- Wenn die arbeitende Bevölkerung mehr Geld hat, bringt sie das Geld zurück in die Wirtschaft. Das hilft auch kleinen Unternehmen.
- Die Reichsten zahlen nur auf 70 Prozent ihres Kapitaleinkommens Steuern.
Sie werden so auf Kosten von anderen bevorzugt.
Argumente der Gegner/-innen
- Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Einkommen in der Schweiz gleichmässiger verteilt. Es braucht keine Änderung.
- Höhere Steuern auf Kapitaleinkommen sind ungerecht. Auch für Kapital muss gearbeitet werden.
- Höhere Steuern auf Kapitaleinkommen senken den Anreiz zum Sparen. Weniger Erspartes führt zu weniger Investitionen in Unternehmen. Das gefährdet den Wohlstand.
Steuern in der Schweiz
Jede erwachsene Person, die in der Schweiz wohnt, muss in der Schweiz Steuern zahlen. Es gibt verschiedene Arten von Steuern in der Schweiz:
Direkte Steuern
Direkte Steuern sind beispielsweise die Einkommenssteuer oder die Vermögenssteuer. Die Höhe der Steuer, die man dem Staat bezahlen muss, hängt vom eigenen Einkommen oder Vermögen ab. Ebenfalls spielt es eine Rolle, in welcher Gemeinde und in welchem Kanton man wohnt. Denn jede Gemeinde und jeder Kanton kann die Höhe der Steuern selbst bestimmen.
Es gibt noch weitere direkte Steuern:
- Steuern auf Immobilien (z. B. Steuer auf den Gewinn beim Verkauf von einem Haus)
- Motorfahrzeugsteuer
- Quellensteuer (Steuer auf das Einkommen von ausländischen ArbeitnehmerInnen mit Aufenthaltsbewilligung (Ausweis B))
- Erbschaftssteuer
- Schenkungssteuer (Steuer auf Vermögen, das an andere Personen verschenkt wird)
- Hundesteuer
- Verrechnungssteuer (z. B. Steuer auf Zinsen)
- Wehrpflichtersatzabgabe
- Steuer auf Wertschriften und Versicherungen (z. B. Steuer auf Aktien)
- Kirchensteuer
- Gewinnsteuer für Unternehmen
- Kapitalsteuer für Unternehmen
Indirekte Steuern
Indirekte Steuern sind beispielsweise die Mehrwertsteuer oder die Tabaksteuer. Kauft man etwas, so bezahlt man einen Teil des Kaufpreises als Steuer an den Staat.
Wie wird Kapitaleinkommen besteuert?
Der Bund versteht unter Kapitaleinkommen Zinsen auf Erspartes, Gewinne aus der Vermietung von Wohnungen, Gewinne aus Aktien und Gewinne aus dem Verkauf von Grundstücken oder Wertpapieren wie z. B. Aktien. Steuern auf Kapitaleinkommen sind direkte Steuern.
Weil es keine Kapitaleinkommenssteuer gibt, werden diese Einkommen unterschiedlich besteuert.
- Gewinne aus Aktien: Gewinne aus Aktien werden für Unternehmen über die Gewinnsteuer und für die AktienbesitzerInnen wie das Einkommen aus dem Lohn besteuert. Wenn einer Person mehr als zehn Prozent von einem Unternehmen gehören, dann wird nur noch ein Teil des Gewinns aus den Aktien als Einkommen besteuert. Der Rest wird nur als Gewinn, aber nicht als Einkommen besteuert.
- Gewinne aus dem Verkauf von Wertpapieren wie z. B. Aktien: Wenn Privatpersonen mit dem Verkauf von z. B. Aktien Gewinn machen, müssen sie für diesen Gewinn keine Steuern zahlen. Unternehmen, die mit Aktien handeln, müssen aber z. B. Gewinnsteuern zahlen.
- Zinsen auf Erspartes: Die Zinsen auf das Ersparte werden wie das Einkommen aus dem Lohn besteuert.
- Gewinne aus der Vermietung von Wohnungen: Die Einnahmen aus der Vermietung von Wohnungen oder anderen Grundstücken werden wie das Einkommen aus dem Lohn besteuert.
- Gewinne aus dem Verkauf von Grundstücken: Wenn eine Privatperson aus dem Verkauf eines Grundstücks Gewinn macht, muss sie auf den Gewinn nur auf kantonaler Ebene Steuern zahlen.
Wer ist von der Initiative betroffen?
Im Initiativtext wird gefordert, dass das Kapitaleinkommen schweizweit ab einer gewissen Höhe 1,5-fach besteuert wird. Das Parlament kann in einem Gesetz festlegen, ab welcher Höhe das Kapitaleinkommen stärker besteuert wird. Aus diesem Grund ist noch unklar, wer genau von der Initiative betroffen ist. Das Initiativkomitee geht davon aus, dass nur das Kapitaleinkommen des reichsten Prozent der Bevölkerung stärker besteuert wird. Der Bundesrat und das Parlament hingegen gehen davon aus, dass deutlich mehr Personen von der Initiative betroffen sind als nur das reichste Prozent der Bevölkerung.
Du hast noch Fragen? Dann stell sie uns unter info @ easyvote.ch. Wir beantworten gerne alle deine Fragen zur Volksinitiative «Löhne entlasten, Kapital gerecht besteuern» und zum politischen System der Schweiz ?.